Pressestimmen 2011

Pressestimmen 2011

Van Canto wird zur Attraktion des Abends

Konzert Rengsdorfer Rock-&-Blues-Festival lockt rund 1000 Freunde harter Musik an

Rockfestival 2011Samstags ziehen beim Rock-&-Blues-Festival traditionell Metallgewitter durch den Rengsdorfer Wald. Das Spektrum des harten Genres reicht von Marke einfach bis differenziert. Neben den etablierten Gruppen geben regionale Newcomerbands ihre Visitenkarte ab. S.M.A.L. rockt heftig mit deutschen Texten. Dying Devotion liebt Deathcore und muss mit growlenden Shoutern in ihrer Show gebremst werden. Range hat das größte Potenzial. Das blutjunge Quartett mischt Alternativ, Punk, Indie und covert nicht schlecht „Rocking all over the world“.

Opener auf der großen Bühne ist April 21st, Gewinner des zweiten Bandcontestes „Rockt die Waldbühne“. Die Bonner Jungs um Frontmann Max Sänger ziehen professionell ihre Show durch. Hart, aber nicht ohne melodisch-ruhigere Intermezzi, bietet die Formation gute Songs von „The ground won’t bother swallow me” bis „Slept the years“. Unbekannte im deutschen Metal-Gefilde sind die fünf von New Black nicht. Hier shoutet der Markus Hammer zur Musik von Gitarrist Christof Leim. Das zweite E-Griffbrett bedient Fabian Schwarz, der mit Drummer Chris Weiss und Basser Günther Auschrat auch bei der US-deutschen Kooperation Prophesy trashig rockt. Toller Bühnenauftritt, fliegende lange Haare, gute wie schnelle Gitarrenriffs. Und das Quintett hat auch den Blues. Hammer nimmt die Harp zur Hand bei einer schönen Ballade, die auch Freunde von Hooker, Waters und Co. erfreut.

Die Attraktion des Abends ist Van Canto. Das Metal-a-cappella-Sextett beschreitet mit seiner Besetzung neue Wege, greift jedoch im Songwriting alle bekannten Elemente auf: leidenschaftlicher Gesang, epische Melodien, dramatische Spannungsmomente und der Biss, der bereits beim ersten Anhören fesselt. Angetrieben von Drummer Bastian Emig imitieren Ingo Sterzinger, Stefan Schmidt und Ross Thompson täuschend echt Bass sowie Gitarren und sorgen für flächige Keyboardsounds, während Inga Scharf und Dennis Schunke ihre Leadvocal-Parts voll entfallen können. Vor allem beeindruckt der Unisono-Satzgesang mit orchestraler Wucht in den Refrains der Nummern wie „Kings of Metal“ (Manowar).

Die Stimmung ist prächtig, dicht gedrängt stehen die Fans vor der Bühne, auch als der Headliner J.B.O. sein Spektakel abzieht. Das Ex-„James-Blast-Orchester“ treibt weiter mit Fun-Metal sein fröhliches, teilweise unter die Gürtellinie gehendes Unwesen. Wenn sich das Quartett um den hart klampfenden und wüst singenden Hannes „G.Laber“ Holzmann Udos „Griechischen Wein“ vornimmt, wird der Schunkler des Bademantelträgers Jürgens durch den schmutzigen Werwolf gedreht. Heraus kommt das schlageruntaugliche „Fränkische Bier“. Ob „Danke für diese guten Drogen … Danke du bist ein guter Herrgott, und wir sind J.B.O.“ bis zum „Rammstein Reggae“, das jubelnde Volk bekommt den Stoff, den es will.

Da spielt Spieltechnik und -witz keine Rolle. Party ist angesagt. Und auch die Rockfreunde sind zufrieden. Gut 300 Zuhörer am Freitag und gut 700 am Samstag, das Soll ist erfüllt.

Michael Schaust
RZ vom 01.08.2011 

 

Bands begeistern mit Bluesvariationen

Rockmusik Viele Zuschauer genießen das Festival mit Woodstockatmosphäre in Rengsdorf

Der Blues zeigt sich unverwüstlich. Auch wenn er nicht mehr so die Musik wie in den 60er- und 70er-Jahre dominiert, reißt der Zwölftakter die Leute noch mit. Seinen verschiedenen Ausprägungen ist das ebenso zu verdanken wie Tonkünstlern, die sich auf frische, moderne wie traditionelle Spielweise verstehen. Am Freitag wusste vor allem ein alter Haudegen beim 31. Rengsdorfer Rock- und Bluesfestival zu überzeugen: Miller Anderson.

Der Schotte fing Mitte der 60er bei Bands wie Royal Crests, Karl Stuart & The Profiles und Scenery an. Der 66-Jährige besitzt nicht den Namen eines Clapton oder Mayall, wird aber in der Szene als gleichwertiger Partner akzeptiert. Und weiß im Quartett Smokestack Lightnin‘ von Howlin‘ Wolf ausgiebig zu zelebrieren, garniert mit Einlagen wie dem Bluesklassiker „Parchment farm“, das Hochsicherheitsgefängnis Mississippis, in dem Stückeschreiber Bukka White einsaß. Seine knochentrockenen wie jaulenden Slide-Einsprengsel passen prima zur Jerry-Goodmann-inspirierter E-Geige von Klaus Marquardt. Der Schwabe gibt den diabolischen Geiger, der es im rock-blues-jazzigen Bereich durchaus mit „Enfant terrible“ Nigel Kennedy aufnehmen kann.

Anderson und Co., zu denen gut funktionierende Rhythmussektion mit Bassist Kris Gray und Drummer Klaus Schenk zählt, verbreiten Woodstockatmosphäre auch mit einer Nummer, die der Chef mit der Keef Hartley Band 1969 einspielte. B.B Kings „Think it over“ kommt in einer rotzig-psychedelischen Version rüber, in der Anderson leidenschaftlich intoniert.

Viel sanfter gestaltet sich seine Interpretation der folk-countrynesken Ry-Cooder-Nummer „Across the borderline“, nur von zart gestrichener Violine begleitet. „When a blind man cries“ von Deep Purple behält seinen ursprünglichen herzzerreißenden Vokalcharakter nicht ganz. Starken Tobak gibt’s bei „Boogie-Brothers“, dem Werk Andersons, das er bereits 1974 mit Stan Webb, Kim Simmonds sowie Savoy Brown zelebrierte. Dylans „All along the watchtower“ rockt und rollt das Quartett, die Geige entfacht furiose Klanggewitter. Und bei Willi Dixons Kracher „Wang dang doodle“ stimmt das begeisterte Publikum in den Refrain „All night long“ ein.

Ron Spielmans Trio hat es als Starter bei weit weniger Publikumsandrang vor der Waldbühne schwerer. Der Wahlberliner und seine Kollegen, Bassist Edward Maclean und Schlagzeuger Benny Greb, kredenzen eine hemdsärmelige wie hörenswerte Melange aus Rock, Blues, Funk und Soul mit ein paar Spritzern Jazz. Mal erzeugt der Stratocaster-Mann ein Saitendonnerwetter à la Hendrix, mal ist er auf leicht-luftigem Doobie-Brothers-Kurs unterwegs, mal versteht es der 47-Jährige, balladesken Zauber auf die Bühne zu bringen. Herausragend das im mittleren Tempo vorgetragenen „My destiny“. Auch seine Stimme kann überzeugen. Spielmann beweist, dass ein Musiker, unbeirrt und auf Trends pfeifend, mit Qualität und Hartnäckigkeit noch bestehen kann, ohne mit der Zeit stehen zu bleiben.

Den knüppeldicken Schlusspunkt um Mitternacht setzt das Rob Tognoni Trio. Der 50-jährige Australier, seit 30 Jahren im Geschäft, ist auf fetzige Hardcore-Rock-’n‘-Roll-Party geeicht. (Über-)Laute glühende Wah-Wah-Gitarre mit sägenden Riffs, spacige Sounds, frei von technischen Höhenflügen, nur selten von ruhigeren Passagen unterbrochen: Nur noch eine kleine Schar unentwegter Fans verfolgt das Blues-Metal-Spektakel.

Michael Schaust
RZ vom 01.08.2011 

 

Rengsdorfer Rock & Blues Festival

„I don’t like Metal“? Und ob wir das tun

Bereits zum 31. Mal riefen die Rockfreunde Rengsdorf die Rockgötter zum Stelldichein auf dem Rengsdorfer Rock & Blues Festival zusammen – und ja: sie kamen. Und mit dabei war auch eine Heerschar von friedlich feiernden Rock- und Blues-Fans aus ganz Deutschland. Die Veranstalter hatten am 29. und 30. Juli 2011 aber auch wirklich nicht an namhaften Blueskünstlern und satten Rockbeats gespart. Und damit sich die Liebhaber des bodenständigen Blues-Rock und die eher wilden Metal- und Hardrock-Fans beim Feiern nicht in die Quere kamen, wurde das Event glatt auf 2 Tage verteilt. Damit hieß es auf dem Rengsdorfer Waldfestplatz dann 48 Stunden lang „Party total“.

Los ging es am Freitag mit den Auftritten der Blues-Größen Miller Anderson aus Großbritannien, Ron Spielman und Rob Tognoni aus Australien. Diese wurden vom anwesenden Publikum frenetisch gefeiert und schafften damit einen erstklassigen Festivalauftakt. Für viele stieg die richtige Party dann aber am Samstag mit den Auftritten von Van Canto und J.B.O. Aber erst einmal von vorne. Die Temperaturen und das Wetter erinnerten wohl eher an einen Herbsttag, dennoch tummelten sich bereits zum Einlass viele Rockfans auf dem Festivalgelände. Los ging es auf der zweiten, eher kleinen Bühne mit den lokalen und regionalen Acts Fact in Enraged Minds, Dying Devotation und Range, die den Anwesenden bereits von Beginn an anständig einheizten. Ausgepowert zeigte sich dennoch keiner der Festivalgänger, denn es galt die Energie bis zur Hauptband J.B.O. sinnvoll einzuteilen. Auf der Main-Stage ging es dann aber erst einmal mit April21st los, die ein großartiger Anheizer für den Auftritt von The New Black waren.

Das Gelände füllte sich stetig weiter. Und trotz der übersichtlichen Größe und der großen Zuschauermenge, hatte man nie das Gefühl beengt zu sein, was den Festivalgenuss steigerte. Zu Van Canto versammelten sich dann aber wieder sehr viele Festivalbesucher vor der Bühne, um einen grandiosen Auftritt der A Capella-Metalband miterleben zu können. Bereits mit den ersten Tönen schafften es die 6 Musiker die Menge mitzureißen, zumal sich viele wohl auch kaum vorstellen konnten wie man rein mit den Stimmen und einem Schlagzeug Metalmusik machen sollte. Neben den eigenen Songs scheuten sich Van Canto auch nicht davor Metalklassiker wie „Master Of Puppets“ und „Fear Of The Dark“ zum Besten zu geben.

Nach diesem ersten grandiosen musikalischen Feuerwerk war es dann zu vorgerückter Stunde an der Zeit für den Hauptact J.B.O., der bereits seit Stunden sehnsüchtig von den meisten der Anwesenden erwartet wurde. Los ging es mit einem Baukenschlag: „I don’t like Metal“ sorgte in der Menge bereits für erste Jubelschreie. Und je länger J.B.O. spielten desto verrückter und ausgelassener schienen die Fans zu werden. Das lag neben dem tollen Ambiente auch an der Auswahl neuer Songs der Franken und alter Klassiker wie „Ein guter Tag zum Sterben“, die bei keinem Auftritt der Musiker fehlen dürfen.

Und so kam es, wie es kommen musste: ein tolles Event endete. Für die Veranstalter heißt dies dennoch viel Arbeit, denn neben den Aufräumarbeiten müssen bald schon wieder die Planungen für 2012 gestartet werden. Als Fazit lässt sich für 2011 ganz klar sagen, das 31. Rengsdorfer Rock & Blues Festival ein voller Erfolg war. Jetzt steigt natürlich bei allen schon die Vorfreude auf 2012.

Katja Niedermeier, 31.07.2011
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