Pressestimmen 2002

Pressestimmen 2002

13.07.2002
Rhein-Zeitung

Uriah Heep lässt Rengsdorfer Rock-Arena beben

Rockfestival 2002Mit der britischen Band haben die Rockfreunde ein Urgestein der Szene als Top-Act fürs Festival am 27. Juli verpflichtet – Dazu gibt’s Hendrix-Sound und Blues vom Feinsten

Bester Hardrock von der Insel, explosiver Gitarrensound aus Übersee und faszinierender Blues aus deutschen Landen: Die Rengsdorfer Rockfreunde warten auch beim 22. Open Air mit jener Mischung auf, die ihr Festival seit vielen Jahren zu einem Pflichttermin für alle Rock- und Bluesfans in der Region macht.

Von Dieter Föhrenbach

RENGSDORF. Chris Farlowe, Mick Abrahams, Klaus Doldinger, Manfred Mann . . . Die Liste der Rock- und Blues-Promis beim Rengsdorfer Open Air ist wahrlich lang. Und in diesem Jahr kommt ein weiterer großer Name hinzu. Denn mit Uriah Heep gastiert ein Urgestein des Hardrock am Samstag, 27. Juli, auf dem Waldfestplatz. Außerdem haben die Organisatoren mit der Sunnyland Bluesband und Randy Hansen weitere Top-Musiker für ihr Festival verpflichtet.
Die Besucher dürfen sich daher auf einen langen Abend mit Rock und Blues vom Feinsten freuen. Und das auch noch für „kleines Geld“ (siehe nebenstehenden Kasten).
Doch nicht nur die Fans pilgern seit nunmehr 22 Jahren gerne nach Rengsdorf. Auch den Musikern macht die unvergleichliche Open-Air-Atmosphäre auf dem Waldfestplatz spürbaren Spaß. Bernd Noske, Chef der deutschen 70-er-Jahre-Kultband „Birth Control“, lieferte dafür im vergangenen Jahr mit einer denkwürdigen Performance am Schlagzeug den eindrucksvollen Beweis.
Ähnlich engagiert dürfte Uriah Heep als Top-Act 2002 zu Werke gehen. Denn die Band – einst gemeinsam mit Deep Purple und Black Sabbath Speerspitze des britischen Hardrocks – ist zwar schon länger als 30 Jahre im Geschäft. Doch sie gibt bei ihren regelmäßigen Tourneen quer durch Europa nach wie vor mächtig Gas.

Beeindruckt zeigen sich Kritiker vor allem von dem rasanten Tempo und der Dynamik, mit der die „älteren Herrschaften“ ihren knallharten Rock auf der Bühne zelebrieren. Und sie bescheinigen den Musikern um Gitarrist Mick Box, dem einzigen „Überlebenden“ der Urformation, keineswegs nur vom Ruhm der Vergangenheit zu zehren. Vielmehr präsentiert Uriah Heep seinen Fans eine gelungene Mischung aus vielen neueren Stücken und unvergessenen Hits wie „Gypsy“ oder „Easy Livin’“, mit denen die Band Rockgeschichte geschrieben hat. Dass die wundervolle Ballade von der geheimnisvollen „Lady in Black“ dabei nicht fehlen darf, versteht sich von selbst . . .

 

Mystisch angehauchte Geschichten und Zungenspiel

Doch bevor die Altmeister loslegen, will die Sunnyland Bluesband unter Beweis stellen, warum sie seit geraumer Zeit als eine der wichtigsten Bluesformationen in Deutschland gilt. Immerhin hat sie bereits zwei Mal den Talking-Blues-Award gewonnen. Zudem gelang ihr 1997 das Kunststück, als erste deutsche Band einen Titel in den nordamerikanischen Blues-Charts zu platzieren.
Vor allem haben die Sunnyland-Blueser sich jedoch einen Namen als faszinierender Live-Act gemacht – mit viel Intuition auf der Bühne und einem Bluesverständnis, das viel Raum lässt für Elemente à la J. J. Cale, Ry Cooder, Allman Brothers oder Dire Straits.
Ganz anders Randy Hansen, der eigens aus den USA zum Rengsdorfer Festival einfliegt. Denn er hat sich und seine Musik keinem Geringeren als Jimi Hendrix verschrieben. Daran versucht haben sich schon viele, doch Hansen gilt als Einziger, dem es gelingt, Jimis Gitarrensound und Gesang bis in die Nuancen nachzuempfinden.

In den Vereinigten Staaten längst bekannt, gab der – wie Hendrix – aus Seattle stammende Gitarren-Derwisch sein Debüt in Deutschland mit einem begeisternden Konzert im Kölner E-Werk. Seitdem haben Randy Hansen und seine Live-Gig-erprobten Begleiter unzählige erfolgreiche Auftritte in Europa absolviert und sind dabei nicht nur von den eingefleischten Hendrix-Fans gefeiert worden.(df)

 

Festival bietet viel Musik für wenig Geld

Enorme Eigenleistung der Rengsdorfer Rockfreunde macht’s möglich – Großes finanzielles Risiko

Von Dieter Föhrenbach

Man nehme drei hervorragende Bands, einen geeigneten Platz und lasse das Ganze sechs Stunden „ziehen“. Das Erfolgsrezept fürs Rengsdorfer Rock- und Bluesfestival scheint auf den ersten Blick einfach.

Doch Außenstehende können bestenfalls ahnen, wieviel Zeit und Arbeit die Rockfreunde in ihr alljährliches Open Air investieren – von den oft schwierigen Verhandlungen mit den Band-Managern übers aufwändige Herrichten des Geländes und das zeitintensive Plakatieren bis hin zum Flughafen-Shuttle für die Musiker.

Geheimnis des Erfolgs aber ist vor allem, dass es auf Grund enormer Eigenleis~tung der gerade mal 41 Mitglieder immer wieder gelingt, dem Publikum viel (und gute) Musik für wenig Geld zu bieten. So erleben die Besucher am Samstag, 27. Juli, wieder sechs Stunden Rock und Blues „at it’s best“. Und das für nur 24 Euro im Vorverkauf beziehungsweise 28 Euro an der Abendkasse.

Wer Uriah Heep tags zuvor in der Worpsweder Music Hall erleben will, muss dagegen mehr als 43 Euro hinblättern. Ein Vergleich, der Bände spricht; zumal das finanzielle Risiko und der Arbeitsaufwand bei einem Festival unter freiem Himmel natürlich deutlich größer sind.

Die Veranstalter hoffen daher, dass der Wettergott sich auch bei der 22. Auflage ihres Open-Air-Festivals als Rockfan erweist. Dann dürften Uriah Heep, die Sunnyland Bluesband und Randy Hansen nämlich ähnlich zugkräftig sein wie Manfred Mann und Co. Und die lockten im vergangenen Jahr immerhin rund 2000 begeisterte Besucher in die Rock-Arena auf dem Rengsdorfer Waldfestplatz. (df)

27.07.2002

Rhein-Zeitung:

Mystisch angehauchte Geschichten und Zungenspiel

Lederjacken, Legenden, lange Haare:
Buntes Publikum feierte in Rengsdorf
die Hardrock-Dinosaurier von Uriah Heep

Von Peter Seel

uriahheep2smallRENGSDORF. Aus Nah und Fern waren sie da, die einge-schworenen Fans einer Hardrock-Legende, die seit den frühen 70ern die Verstärker krachen läßt: Trotz fortge-schrittenen Alters fegte „Uriah Heep“ Samstagnacht über den Waldfest-Platz von Rengsdorf, als käme die Band gerade erst aus dem Proberaum: Kein Vergleich zu manchen Oldiebands, die den Ruhm alter Zeiten eher gastritisch als authentisch in klingende Münze verwandeln.
Die Rockfreunde Rengsdorf hatten für die 22. Auflage ihres Rock- und Blues-Festivals wieder mal den richtigen Griff getan: „Uriah Heep“ präsentierte sich ab 23.15 Uhr als ein Top Act, der zwar gern und zu Recht auf seine Klassiker zurückgreift, dazu aber mit jedem Song beweist, dass man kreativ ist wie eh und je – „Uriah“ leben ihre Musik: Mit Haut und Haaren, Saite für Saite. Ob Lederjacken- und Motorrad-Freaks oder Schlipstraeger und sesshaft gewordene „Easy Rider“, ob Glatze, ob wallendes Haupthaar – die Besucher ließen sich – auch dank süsslicher Gerüche in der Luft und Bierflaschen in der Hand – gern anstecken. „Heep“-Fan Mike kennt sämtliche „Uriah“-Alben, Lorenz gar hat die Band schon 23 Mal live gehört. Beide empfanden den Rengsdorfer Gig als einen der stärksten des Quartetts. Dazu verhalf zunächst ein Spitzen-Sound, den das Bendorfer Team von Michael Enchelmaier sechs Stunden lang zauberte. Dann die Organisation: Nur wo ein Künstler sich wohlfühlt, gibt er alles. Dritter Faktor ausserhalb der Bühne: Das Publikum – laut Veranstalter tummelten sich 1500 Gäste auf dem Gelände, und die feierten ihre Helden euphorisch. Das fing schon bei der „Sunnyland Blues Band“ an, mit gutem alten Southern-Blues, irgendwo zwischen Clapton und „Lynnard Skynnard“. Von den Südstaaten ging’s schnurstracks nach Woodstock: Mit der legendären Hendrix-Version der US-Nationalhymne eröffnete Randy Hansen aus Seattle seine Hommage an die Rock-Legende – und brachte die Saiten dabei auch gleich mal mit der Zunge zum Klingen. Doch Hansen, der seinem Idol nicht nur äußerlich ähnelt, sondern auch stimmlich, solistisch – und lautstärkemäßig -, kopierte den Meister nicht bloss, sondern überzeugte mit eigenen Interpretationen, etwa von „Purple Haze“ oder „Voodoo Child“. Allzu heutig im nostalgischen Klein-Woodstock des Rengsdorfer Waldes klangen indes Schlagzeug- und Bass-Sound der gefeierten Show. Mit einem programmatischen „Return To Fantasy“ kam nach den Epigonen das Original: Gitarrist Mick Box als einziger aus der 1969-er Urbesetzung von „Uriah Heep“ sowie seine Mannen – mit denen er immerhin seit 1980 tourt – erzaehlten in ihren Songs all ihre mystisch angehauchten Geschichten, die sie berühmt machten. Dabei gab ihr bis zu fünfstimmiger Gesang selbst harten Rocksongs ein hymnisches Gepräge, während Sänger Bernie Shaw etwa den „Geburtstag des Magiers“ zelebrierte oder neuere Titel wie „Only The Young“ trotzig ins angegraute Hier und Heute warf. Klar: Unvermeidliche Zugaben der alten Recken waren ihre Evergreens „Easy Livin`“ und „Lady In Black“. Die Dinosaurier verließen die Bühne, aber ein seelig weitersingendes Publikum verhieß: Sie leben weiter.