Pressestimmen 2009
Erinnerungen an die Hits von Pink Floyd
Die Gruppe „Interstellar Overdrive“ bringt in Rengsdorf die Musik der weltbekannten briti-schen Rockband auf die Bühne
Was zum klassischen Rock zählt, da gehen die Meinungen auseinander. Ob die bluesigere, die Bombast beladenere oder gar die psychedelische Variante – am ersten Tag des 29. Rengsdorfer Rock&Blues-Festivals kamen viele Geschmäcker auf ihre Kosten.
Den Anfang macht am ersten Tag des Rengsdorfer Rock&Blues-Festivals die Koblenzer Band „BlueStroke“. Das Quintett um die Rhythmusbrüder Helmut und Dieter legt gleich fetzig los. Zwölftakter sind angesagt, Coverversionen von Bob Dylan bis Tom Petty kommen mit Dampf da-her. Bei „All Along The Watchtower“ und „Kings Highway“ geht die Post ab.
Shouter Boris gibt den beweglichen Animateur. Sein Stimmorgan ist rau, dringt aber erst bei hö-herer Lautstärke richtig durch. Das E-Gitarren-Spiel ist solide, staubtrocken und bar jeglichem Saitenbrettfirlefanz. Daniel, Jüngster in der Truppe, sorgt derweil für unspektakuläre Tastenparts. Mit „Moving On“ präsentieren die Bluesrocker einen Reißer in guter Rory-Gallagher-Manier.
In andere rockige Gefilde entführt die „Ensch Connection“ das Publikum, das am Freitagabend nicht nur aus ergrauten Musikliebhabern besteht. Die Bendorfer Formation bietet beste Tanzmusik. Nur die für diese Zuhörer zu laute Aussteuerung verhindert, dass vor allem Frauen die nächste Nähe zur Bühne suchen.
Michael „Ensch“ Enchelmaier und Co. verpassen den gängigen Rockohrwürmern eine gehörige Portion Pfeffer. Elton Johns „Saturday Night’s Alright (For Fighting)“ wie Huey Lewis“ „Hip To Be Square“ sind echte Kracher, den Originalen würdig. Bruno Lehan und Kollegin Jessi Grouven überzeugen mit guten Röhren. Erinnerungen an die 80er wecken vor allem der Christopher-Cross-Klassiker „Ride Like A Wind“ und der Nummer-Eins-Hit „Urgent“ von Foreigner mit der knackigen Saxofoneinlage. Das Donna-Summer-Medley ist erfrischend rockig.
Den Höhepunkt und von vielen sehnsüchtig erwartet, gibt’s pünktlich zur Dämmerung. Eine mehr als zweieinhalbstündige, viel umjubelte Psychedelic-Show folgt. „Interstellar Overdrive“ zelebrieren auf hohem Niveau sowohl die frühexperimentellen, oft sperrigen Elektronikklänge wie die spä-teren, eingängigeren Werke von Pink Floyd. Fast beängstigend gestaltet sich die „Echoes“-Performance von der „Meddle“-LP (1971). Da pocht das Echo. Man wähnt sich im U-Boot, feindli-che Objekte ortend, in den rabenschwarzen Tiefen des Meeres. Doch es sind nur die Instrumente, die schaurig Schönes und metallig Bedrohliches in musikalische Lautmalereien verwandeln.
„Remember When You Were Young“: Die Gitarre heult, sie hat den Blues. „Shine On You Crazy Diamond“, die 1975er-Hommage an das Gründungsmitglied, den genialen wie Drogen umnachte-ten Syd Barrett, hinterlässt Gänsehaut.
Die Wiesbadener um Sänger und Gitarrist Pofter beherrschen das Floyd-Repertoire. Stücke aus den Megaalben „Dark Side Of The Moon“ und „Wish You Were Here“ haben Hochkonjunktur an diesem Abend, den sich ein ausgelassenes Volk vor der Bühne auch nicht durch einige wenige, kurze Regenschauer vermiesen lässt. Das mit Akustikgitarre veredelte, bluesige „Wish You Were Here“ leitet schließlich einen längeren Zugabenblock ein – mit „Comfortably Numb“ und „Run Like Hell“.
Michael Schaust
RZ vom 27.07.2009
Stahlhartes Spektakel im Rengsdorfer Wald
Beim Rock&Blues-Festival gehörte der zweite Tag den lautstarken Rockgruppen – Zwie-spältiger Eindruck: „Völkerball“
Eine gewaltige Soundwand baut sich auf im Rengsdorfer Wald. Knüppelharte und düstere Klänge beherrschen die Bühne am zweiten Tag des Rock- &- Blues- Festivals. Nur ein kleiner Regen-schauer geht zwischendurch hernieder. Für Feuer und Blitz und vor allem für akustischen Donner sorgen derweil die Bands.
Zwischen den Top Acts präsentieren regionale Nachwuchsgruppen vornehmlich starken Tobak – lobenswert der Einfall der jungen Festivalmacher. Dann geben sich die Sensenmänner von „Dusty Miller“ die „Ehre“. Mit rotziger Schreihalsstimme mimt Jan Kormann den teuflischen Vokaldiener, der mit „Devil’s Hoof“ wahrlich hinter der armen Seele her ist. Das Koblenzer Quintett lässt mit dem einfachen wie aggressiven Stück „Voodoo Drums“ das Herz immer höher schlagen, bis es abrupt verstummt. Die Eigenkompositionen mit viel Rootsmetaleinschlag und Black-Sabbath-Reminiszenzen sind druckvoll, während die Cover wenig inspiriert wirken. An Peter Greens „Green Manalishi“ verheben sich die ambitionierten Jungs glatt; die Version von Arthur Browns „Fire“ hat dafür Rhythmuspower, und das Remake von „Sympathy For The Devil“ der Stones besitzt zumindest Leidenschaft.
Mit Verve ist auch die Göppinger Gruppe „End Of Green“ bei der Sache. Das Quintett um den charismatischen Sänger Michael Huber alias Michelle Darkness schreit sein gepeinigtes Innerstes aus dem Leib. Melancholie in der Stimme trifft auf brachiale Tonfolgen, für die zuvorderst die bei-den Prügelgitarristen Oliver Merkle alias Kirk Kister und Michael Setzer alias Sad Sir verantwortlich zeichnen. Ob „Killhoney“, das sich ohrwurmartig im Kopf des geneigten Hörers festsetzt, oder „Dead City Lights“ mit Trashqualitäten – die Ländle-Metaller sind auf Groove-Monster-Pfaden un-terwegs, brüllen ihre Emotionen trotz depressiver Endzeitstimmung heraus und traktieren die In-strumente.
Von Weltschmerz ist bei „Völkerball“ nichts zu spüren. Die Tribute- Band hat sich mit Haut und Haaren dem Vorbild „Rammstein“ verschrieben. Das Publikum auf dem gut gefüllten Platz fiebert dem Ereignis des Abends schon mit Ungeduld entgegen. Der Vorhang fällt, und das stahlharte Spektakel beginnt. Die Kulisse ist martialisch getrimmt.
Der Drummer, der den gleichförmigen Marschtakt zur Musik vorgibt, die unerbittlich stakkatohaft auf die Zuhörer niederprasselt, hockt auf dem Dach einer Hütte, aus der Frontmann Réne Schulte immer wieder ins Rampenlicht zurückkehrt. In lederhosenähnlicher Fantasieuniform steckend, trägt der muskulöse Shouter die Rammstein- Texte von „Links 2- 3- 4“ über „Du hast“ bis „Ameri-ka“ oft im zackigen Sprechgesang perfekt vor.
Kühle Ausstrahlung ist gewollt wie der Spagat zwischen Faszination und Ekel. Und Lichtschau wie Pyroeffekte mit Stichflammen sind Programm. Bei vielen Fans kommt das bestens an, bei anderen hinterlässt es einen zwiespältigen Eindruck.
Michael Schaust
RZ vom 27.07.2009
Organisatoren sind zufrieden
Macher des Rengsdorfer Rock-&-Blues-Festivals ziehen Fazit – Gäste kamen sogar aus Hannover
Bluesrock und Metal: Das sind die dominierenden Richtungen beim Rengsdorfer Festival. Daran wird sich nichts ändern.
Die jungen Macher des Rock-&-Blues-Festivals sind mit den beiden Tagen rund um die Waldbühne in Rengsdorf zufrieden. Am Freitag kamen 500, am Samstag 600 Gäste, teilweise sogar aus Dortmund und Hannover. Nach dem Wetterchaos 2008 lief es 2009 deutlich besser. Alles in allem gab’s einen sehr entspannten und guten Ablauf, ohne nennenswerte Zwischenfälle. Fans konnten die gewohnt gemütliche Atmosphäre des Festivals erleben.
Der Erfolg ist aber auch den Vereinsmitgliedern, Helfern und Freunden der Rockfreunde, die viele Tage und Stunden ihrer Freizeit und Urlaub nutzen, um dieses Festival überhaupt möglich zu machen, zu verdanken, bilanziert Christoph Krämer. Die RZ sprach mit dem Vorsitzenden der Rockfreunde auch über die Zukunft.
Ihr musikalisches Resümee der beiden Tagen: Die Headliner Interstellar Overdrive und Völkerball konnten ihre Fans absolut überzeugen. Auch alle anderen Bands kamen gut an. Die neu ins Leben gerufene „kleine Bühne“ mit Nachwuchsbands aus der Region war ein voller Erfolg.
Die beiden Coverbands (Pink Floyd und Rammstein) zogen. Wird der Anteil der Nachspielgruppen jetzt erhöht?
Im Gegenteil, zum 30. Rengsdorfer Rock-&-Blues-Festival nächstes Jahr werden wir es wieder ordentlich krachen lassen und ein überzeugendes Programm auf die Beine stellen.
Verkaufsstände wie früher (Platten etc.) wird’s wohl nicht mehr geben, da Anbieter zu wenig Publikum erwarten?
Sollte es diesmal wieder geben. Aber durch die wechselhaften Wettervoraussagen sind uns sämtliche Händler sehr kurzfristig abgesprungen. Die Nachfrage nach solchen Ständen ist aber prinzipiell da.
Gibt es schon Planungen für 2010, zum Beispiel Namen von Künstlern? Hat das Team eine Wunschliste?
Klar, die Planungen für 2010 sind schon angelaufen. Und natürlich gibt es eine Wunschliste unseres Teams, die bei diesen Entscheidungen ja immer mit in unsere Überlegungen einbezogen wird. Allerdings ist es jetzt noch zu früh, um konkrete Namen zu nennen. Fest steht aber, dass wir die 30. Festivalauflage würdig feiern wollen und werden.
Wie sehen Sie die Zukunft angesichts der Wirtschaftskrise (Leute haben weniger Geld, Topbands wollen mehr Gage!)?
Die Zeiten für solche kleinen Festivals, wie unseres, sind härter geworden. Wenngleich ich aber nach wie vor die Ansicht vertrete, dass Musikfans immer noch bereit sind, für gute Musik Geld auszugeben. Aber hierbei kommt es natürlich entscheidend auf die Qualität des Angebotes an. Die Anzahl der Festivals im Sommer ist unüberschaubar groß. Da muss man sich schon was einfallen lassen. Klar ist auch, dass das nicht nur über Coverbands zu realisieren ist. Erschwerend kommt für uns noch hinzu, dass wir als Verein ja einen gemeinnützigen Auftrag haben und das Festival komplett ehrenamtlich auf die Beine stellen. Neben der Organisation des Festivals gibt es ja auch den Verein der Rockfreunde, was wir nicht vergessen sollten. Ohne unseren Sponsoren, die uns jedes Jahr fleißig unterstützen, wäre die Veranstaltung nicht realisierbar.
Wird es bei der Aufteilung – Rockblues für Ältere am Freitag und Metal für Jüngere – in Zukunft bleiben?
Ich denke ja. Die vergangenen Jahren haben gezeigt, dass unser Konzept „Zwei Tage – zwei Pakete“ aufzugehen scheint. Zumal wir uns damit von vielen anderen Festivals etwas unterscheiden.
Interstellar Overdrive hat gezeigt, Psychedelic-Rock kommt an, wenn der Bezug zu Floyd und Co. besteht. Wird diese Acid-Richtung auch zukünftig auf dem Festival zu hören sein?
Grundsätzlich spricht da meiner Ansicht nach nichts dagegen. Unter unseren Mitgliedern egal welchen Alters sind viele Fans dieser Musik. Außerdem gibt es ja auch einige aktuelle Bands, die sich diesem Genre verschrieben haben und die prima auf unseren Platz passen würden.
Wie sieht’s mit Frauen im Metal aus? Wäre das ein Zugpferd. Doro ist wohl zu teuer?
Ob die Band zu teuer ist, kann ich jetzt so nicht beantworten. Aber natürlich ist Doro eine Option für uns. Allerdings bin ich der Meinung, dass den Fans egal ist, welches Geschlecht dort auf der Bühne steht. Hauptsache die Qualität stimmt.
Die Fragen stelle Michael Schaust
RZ vom 05.08.2009
Junger Geiger begeistert bei Operngala
Symphonieorchester aus Plovdiv gastierte auf dem Rengsdorfer Waldfestplatz – Rockfreunde unterstützten die Klassikveranstaltung
Auch eine Wiederholung kann ihre Reize haben. Das bewiesen jetzt bulgarische Musiker in Rengsdorf. Dort spielten sie bereits vor Jahresfrist. Dieses Mal hatten sie einen jungen Gaststar mit dabei.
RENGSDORF. Normalerweise wummern hier die Bässe und Gitarren: Wenn die Rengsdorfer Rockfreunde jedes Jahr zu ihrem Rock- und Blues-Festival einladen, ist der Waldfestplatz eigentlich den härteren Tönen vorbehalten. Aber in diesem Jahr haben die Rockfreunde schon zum zweiten Mal ihre Bühne noch einen weiteren Tag für ein Ereignis anderer Art stehen lassen: Bei der Operngala mit den Plovdiver Symphonikern erschallten am Sonntagabend wieder klassische Klänge von Verdi bis Puccini zwischen den hohen Bäumen rund um den Waldfestplatz. Sie erfreuten 300 Zuhörer.
Für das Symphonieorchester aus dem bulgarischen Plovdiv ist es schon der zweite große Auftritt in Rengsdorf: Im vergangenen Jahr hatten die Musiker hier ihr Quartier und brachen von Rengsdorf aus zu den Spielorten ihrer Europatournee auf. Das Konzert auf der Waldfestbühne war ein Dank des Orchesters an die Westerwälder Gastgeber und wurde begeistert aufgenommen. Auch den Musikern scheint es in Rengsdorf gefallen zu haben, denn schon damals kündigten sie an, nicht das letzte Mal hier gesehen worden zu sein.
Dieses Versprechen haben sie wahr gemacht: Unter dem Taktstock von Dirigent Carl Robert Helg spielte das Orchester ein ebenso abwechslungsreiches wie anspruchsvolles Programm mit den großen Melodien aus „Carmen“, „Tosca“ und „Rigoletto“. Die „Dramaturgie der großen Gefühle“ unterstrichen natürlich auch namhafte Gesangssolisten: Sopranistin Andrea Hörkens, Mezzosopranistin Elena Chavdarova, Bariton Alexander Krunev und Tenor Stoyan Daskalov hauchten den großen Gestalten der Operntextbücher Leben ein, ob solo, im Duett oder auch alle vier zusammen im Quartett.
Als besonderes Schmankerl hatten die Musiker Violinenwunderkind Lukas Wecker mit nach Rengsdorf gebracht. Der 13-Jährige wurde einem breiten Publikum als Finalist der RTL-Show „Deutschland sucht das Supertalent“ bekannt und arbeitet schon seit 2007 eng mit Carl Robert Helg zusammen. In Rengsdorf begeisterte der junge Geiger mit der wallenden Mähne seine Zuhörer einmal mehr mit gekonnt geführtem Bogen und jungenhaftem Charme.
„Das alles wäre nicht möglich gewesen ohne die Hilfe der Rockfreunde“, unterstreicht Rengsdorfs Ortsbürgermeister Karlheinz Kleinmann. „Sie stellen die Technik, das vorbereitete Gelände und die Bühne einen weiteren Tag für diese schöne Veranstaltung zur Verfügung. Das freut ganz Rengsdorf.“
Für die Rockfreunde kann es indes kaum schlecht sein, eine Brücke zwischen verschiedenen Stilen und Zuhörerschaften zu schlagen. Denn die Opernfans hatten bei der Gala auf dem Waldfestplatz sichtlich ihren musikalischen Spaß – und hoffen auf eine Wiederholung im nächsten Jahr. (ago)
28.07.2009 © Rhein-Zeitung