Pressestimmen 1999

Pressestimmen 1999

31.07.1999
Rhein-Zeitung

Westerwälder rockten durch die Nacht

Rund 1000 Besucher beim 19. Rengsdorfer Rock-und Bluesfestival – „The Hoax“ brachten die Menge schnell zum Kochen. Gitarrenfreaks in Fendershirts, Rocker mit Harley-Jacke und langen Haaren, von einem Hut gebändigt. Unter den Bäumen haben Schmuck- und CD-Verkäufer ihre Stände aufgebaut, sogar ein Shiva Shanti-Shop bietet seine Waren feil. Die Fans sitzen im Schneidersitz auf der Wiese und genehmigen sich eine Selbstgedrehte: Festivalatmosphäre.

von Martin Lücker

RENGSDORF. „4 leafed“ war der Opener beim 19. Rengsdorfer Rock- und Bluesfestival. Die Sonne stand noch hoch über der Bühne, als die vier Jungs aus der Region loslegten. Deshalb mussten die Sieger des Newcomer-Wettbewerbs der Rockfreunde sich mit einem kleinen Publikum begnügen. Aber das tat ihrer Spielfreude keinen Abbruch: Rock und nochmal Rock hieß die Devise.

Als „abwechselnd, ehrlich und gekonnt“ waren sie angepriesen worden. Und „Special Edition“ hielten Wort: Michael Schmelzer, Ansgar Sauerborn und Frank Rockenfeller boten Rhythm’n’Blues, Rock und Jazz vom Feinsten. Das Publikum dankte es: Die ersten Füße scharrten im Staub und vor der Bühne nickten die Köpfe. Von den Beatles bis Jimmi Hendrix – mitsingen war angesagt. Und noch mehr: Die Soli von Gitarrist Frank Rockenfeller, der sein Instrument voll im Griff hatte, brachte die Fans zum Jauchzen.
Langsam verschwand die Sonne zwischen den Bäumen und der Festivalplatz füllte sich: Rocker in Leder~kluft, Langbärtige, den 60er Jahren entsprungen, Althippies mit Kinderwagen – es war eine ganz eigene Atmosphäre an diesem lauen Sommerabend. Auch einige Zaungäste versuchten, einen Blick auf das zu erhaschen, was jetzt folgte: Es war Zeit für die „Barry Finnerty Band“ aus San Francisco. Die drei Bluesrocker um den Ausnahmegitarristen heizten den Zuhörern von Beginn an mächtig ein. Soli der Extraklasse jaulten aus den Boxen, wenn Barry Finnerty die Saiten seiner „Klampfe“ bearbeitete. Einfach nur fulminant, was dieser Mann aus seinem Instrument holte. Aber auch Schlagzeuger Jost Nickel und Bassist Arnd Geise durften einzeln ihr Können zeigen: Bluesrock in Vollendung.

Mittlerweile blinkten die ersten Sterne am Himmel und mit ihnen kamen die „Stars“ des Abends. Schon als die ersten Verstärker auf die Bühne geschoben wurden, war allen klar: Jetzt geht’s zur Sache. Lichtkegel kreisten, Nebelschwaden waberten – Bühne frei für „The Hoax“. Verrenkungen wie Joe Cocker Die erste Gitarre setzte ein, die zweite, der Bass, das Schlagzeug und dann dieser Sänger: Hugh Coltman: „Best Male Vocalist“, verbreitete sofort Gänsehaut, als er mit seiner wirklich einzigartigen Bluesstimme ins Mikro röhrte, dazu Verrenkungen vollführte, die fast Joe Cocker-würdig waren, und mit den Händen auf seinem Brustkorb den Beat trommelte. Dazu ein voller Sound und eine Lautstärke, die die Boxen zum Vibrieren brachten: Die Fans waren aus dem Häuschen.

Endlich sprang der Funke ganz von der Bühne aufs Publikum über. Da rotierten langhaarige Köpfe, Beine flogen in die Luft und Finger schnipsten im Takt. Die fünf Engländer wussten genau, was ankommt: Blues aus tiefster Seele und gespielt mit einer Begeisterung, die für professionelle Bands etwas ganz Besonderes ist. Bassist Robin Davey übte sich im Senkrecht~spielen und Jesse Davey fabrizierte mit seiner Gitarre Sounds, die fast nach einem Synthesizer klangen. Bis tief in die Nacht hinein rissen die Vollblutmusiker ihr Publikum mit, das nach den frenetisch geforderten Zugaben erschöpft, aber zufrieden den Nachhauseweg antrat.

1000 Besucher waren nach Angaben der Veranstalter gekommen. Obwohl seit drei Jahren Eintritt verlangt wird, sind die Zuschauerzahlen in etwa gleichgeblieben, denn „Qualität setzt sich durch“. Damit sie aber auch in Zukunft ein Festival mit so hochkarätiger Besetzung auf die Beine stellen können, sind die Rockfreunde auf Sponsoring angewiesen: Ein Radiosender und vor allem der Kultursommer Rheinland-Pfalz machten dieses Musikereignis zusammen mit vielen anderen Firmen und Vereinen möglich – hoffentlich auch im nächsten Jahr.